Claudia Fährenkemper
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USA 1989 – 1991 Series
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About this series | |||
Mit der deutschen Wiedervereinigung rückte die Erblast der „krummen Ideologie" plötzlich unter gänzlich neuen Vorzeichen in den Blickpunkt; und mit ihr die Frage nach einer nationalen Identität, die auch für eine künstlerisch agierende Dokumentarfotografie unweigerlich relevant wurde. Für eine Reihe von Fotografinnen und Fotografen, die in den 90er Jahren bei Bernd Becher an der Düsseldorfer Kunstakademie studierten, lässt sich im Rückblick denn auch ein gesteigertes Interesse an Themen beobachten, die sich mit dem vormals tabubesetzten Heimatbegriff auseinandersetzten. Als Ausgangspunkt diente hierbei eine stets (auto-)biografische Perspektive, die es im fotografischen Bild auf konzeptueller und formalästhetischer Ebene insbesondere mit den Sehnsuchtsvorlagen der US-amerikanischen Landschaftsfotografie auszutarieren galt. Das jüngere Erbe der Bilderwelten von Stephen Shore und der New Color Photography gewann bei der dritten Generation der Becher-Klasse somit erneut an Aktualität. Denn erst im Abgleich zu den transatlantischen Bildtraditionen eröffnete sich für die Studierenden die Möglichkeit-ohne schlechtes Gewissen" synthetisch vorzugehen, um zu einer autonomen Position zu gelangen. |
Für Claudia Fährenkemper etwa, die schon vor ihrer Düsseldorfer Studienzeit bei Arno Jansen in Köln Fotografie erlernt hatte, bedeutete die Auseinandersetzung mit den Vorgaben der New Color einen künstlerischen Ausgangspunkt. Auf drei ausgedehnten Reisen besuchte sie in den Jahren um 1990 etliche der touristisch stark frequentierten Landmarken im mittleren Westen Amerikas, um in der Tradition von Ansel Adams und jüngeren US-Positionen farbige Landschaftspanoramen zu erstellen. Während der darauffolgenden Studienzeit bei Bernd Becher gelang es ihr unmittelbar nach der Wiedervereinigung, in einer Serie über Fördergeräte im Braunkohletagebau die sublime Landschaftsauffassung des Westens mit dem streng dokumentarischen Anspruch ihres Lehrers zu verbinden. Ihre Dokumentation vereinte dann auch bewusst Aufnahmen von west- und ostdeutschen Tagebaugebieten. |
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With German reunification, the ugly inheritance of "crooked ideology" suddenly took center stage under completely different premises, and with it the question of national identity, undeniably relevant for an artistically-minded documentary photographer. For a whole series of photographers who studied with Bernd Becher at the Düsseldorf Art Academy in the 1 990s, an enhanced interest in themes involving what was previously the taboo concept of homeland can be discerned in retrospect. Serving as springboard here was a consistently (auto)biographical perspective, which was then explored on the conceptual and aesthetic formal levels in the photographic image, drawing in particular an the images of longing to be found in US landscape photography. The more recent legacy of the imagery of Stephen Shore and New Color Photography thus took on renewed pertinence among the third generation of the Becher class. For it was only in a reconciliation with transatlantic pictorial traditions that the students found a way to proceed synthetically "without a guilty conscience" toward an autonomous stance. |
For Claudia Fährenkemper, for example, who had already learned photography with Arno Jansen in Cologne before taking up studier in Düsseldorf, coming to terms with the methodology of New Color offered an artistic point of departure. On three extended trips around 1990 she visited the landmarks of the American Midwest most frequented by tourists in order to create colorful landscape panoramas in the tradition of Ansel Adams and younger American artists. During her subsequent studies with Bernd Becher, she succeeded immediately following reunification in conjoining the sublime landscapes of the West with her teacher's strictly documentary approach in a series on Fördergeräte im Braunkohletagebau (Conveyor Machinery in Brown Coal Strip Mines). Her documentation deliberately united pictures taken in both West and East Germany. |
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Text by Christoph Schaden from Essay „On the reception of Stephen Shore’s work in Germany 1972 – 1995” |
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© Claudia Fährenkemper |